Ein gefühlsstarkes Kind zu begleiten, ist eine große Aufgabe. Diese Kinder erleben Emotionen intensiver, reagieren schneller und fordernder – oft unvorhersehbar und überwältigend. Für Eltern kann das mit der Zeit kräftezehrend, frustrierend und emotional belastend sein. Der Gedanke „Ich kann nicht mehr“ kommt nicht aus Schwäche, sondern aus ehrlicher Erschöpfung. Und das ist okay.
Was bedeutet „gefühlsstark“?
Gefühlsstarke Kinder haben eine hohe Sensibilität und Intensität. Sie sind oft:
- sehr willensstark und eigenständig,
- leicht frustriert und schwer zu beruhigen,
- überdurchschnittlich empathisch,
- laut, temperamentvoll oder extrem zurückgezogen,
- besonders kreativ oder detailverliebt.
Sie erleben die Welt „mehr“ – und das betrifft auch uns Eltern.
Wenn du denkst „Ich kann nicht mehr“
Du bist nicht allein. Viele Eltern gefühlsstarker Kinder fühlen sich:
- ausgebrannt, weil jede Kleinigkeit eskalieren kann,
- hilflos, weil bewährte Erziehungsmethoden nicht funktionieren,
- schuldig, weil die Liebe groß ist, aber die Geduld klein wird,
- einsam, weil das Umfeld oft nicht versteht, was Zuhause los ist.
Diese Gefühle sind berechtigt. Du darfst sie haben. Du bist nicht weniger liebevoll, nur weil du an deine Grenzen stößt.
Was hilft im Alltag?
- Selbstfürsorge ist kein Luxus
Du kannst nur für dein Kind da sein, wenn du auch für dich sorgst. Auch kleine Pausen, klare Grenzen und Hilfe von außen können entlasten. - Wissen beruhigt
Bücher wie „Das gefühlsstarke Kind“ von Mary Sheedy Kurcinka helfen, das Verhalten deines Kindes besser zu verstehen – und neue Wege im Umgang zu finden. - Realistische Erwartungen
Es muss nicht immer harmonisch sein. Es ist okay, wenn es anstrengend ist. Es ist okay, wenn du Fehler machst. Du musst nicht perfekt sein – nur da. - Gemeinschaft suchen
Austausch mit anderen Eltern, ob online oder in Gruppen, kann sehr entlastend sein. Geteilte Erfahrungen schaffen Verständnis – und oft auch neue Hoffnung. - Professionelle Hilfe ist keine Schwäche
Wenn du dauerhaft überfordert bist, kann eine Familienberatung oder ein Coaching helfen, neue Perspektiven zu entwickeln und dich selbst zu entlasten.
Zum Schluss: Du machst das gut
Ein gefühlsstarkes Kind großzuziehen bedeutet, täglich emotionale Hochleistungen zu bringen. Es bedeutet aber auch, ein Kind mit Tiefe, Empathie und innerer Kraft zu begleiten. Auch wenn es sich nicht immer so anfühlt: Du leistest Großartiges.
Wenn du denkst: „Ich kann nicht mehr“, dann ist das ein Ruf nach Unterstützung, nicht nach Aufgeben. Du darfst dir Hilfe holen. Du darfst müde sein. Und du darfst trotzdem weitergehen – Schritt für Schritt, in deinem Tempo.